Pflanzen an Land

Die Vielfalt der Pflanzen auf dem Weihergrundstück ist sehr umfangreich. Blütenpflanzen sind fast zu allen Jahrszeiten zu bestaunen. Es wurden hier zudem verschiedene Areale mit so genannten Zeigerpflanzen angelegt, die zusätzlich vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung bieten:  ein Ruderalhang (siehe Gehegeplan),  Weiden unterschiedlicher Größe und Alters wachsen um den Weiher sowie Hecken.  Eine ausführliche Beschreibung dazu finden Sie in der Broschüre "Das Weihergrundstück - ein ökologischer Führer" der NGE.

Disteln gehören nicht gerade zu den Lieblingspflanzen des Hobbygärtners.

Schade. Denn Disteln sind viel besser als ihr Ruf. Üppig blühende Distelbestände oder mächtige verzweigte Einzelexemplare etwa der Eselsdistel (Onopordum acanthium) können nämlich herausragende Schmuckstücke eines jeden Gartens sein.

Allerdings müssen einige Regeln beachtet werden:

  • · Die meisten Disteln sind zweijährig. Im ersten Jahr bilden sie nur bodenständige Blattrosetten aus, und im zweiten Jahr wachsen sie in die Höhe und entwickeln die prachtvollen Blütenstände.
  • · Als sog. ‘Ruderalpflanzen’ sind die meisten Disteln reichlich konkurrenzschwach. Eine erfolgreiche Aussaat und kräftiges Wachstum findet daher nur auf offenen Bodenstellen statt, bei denen in einem wild zuwachsenden Garten die Konkurrenz künstlich im Zaum gehalten werden muss.

Die Bedeutung für die Tierwelt

Disteln sind ein wahrer Segen für die Tierwelt. Bei passender Umgebung lassen sich viele interessante Beobachtungen machen. Im Folgenden soll ein kleiner Einblick in die Vielfalt der ‘Distelfauna’, vor allem anhand einiger an Disteln typischen Käferarten, vermittelt werden. Durch einige Diplom- u. a. wissenschaftliche Arbeiten wurden verschiedene Ausschnitte der Distel-Tierwelt-Wechselwirkungen äußerst genau untersucht, denn z. B. die Blütenköpfe von Disteln eignen sich als komplexe und trotzdem überschaubare ‘ökologische Miniatursysteme’ ideal für grundsätzliche ökologische Problemstellungen. Dennoch lassen sich natürlich auch Disteln wie alle Ökosysteme nie vollständig in ihrer Bedeutung für ihre Umgebung erfassen.

Die auffälligsten Tiere an Disteln sind die Blütenbesucher, wie Schmetterlinge und Hautflügler u. a., aber auch einige Käferarten. Disteln bilden Nektar nämlich in solcher Menge, dass er die Kronenröhren hinaufsteigt und so auch für kurzrüsselige Insekten zugänglich wird.

Weiden sind die prägenden Gehölze der Flussauen und somit auch in mehreren Arten im Weihergrundstück vertreten. Da sie leicht bastardieren, sind sie jedoch oft schwer zu bestimmen. Die Weidenarten unserer Gegend lassen sich zwei ökologischen Gruppen zuteilen:

 

Salweiden (Bild 1 unten)

1. Breitblattweiden, Arten mit relativ breiten, oft eiförmigen Blättern, die an Gräben und Waldrändern, auf Lichtungen und Nasswiesen wachsen. Es sind immer Stellen mit ruhigen, stabilen Bodenverhältnissen.

Die typischen Arten: Salweide (Salix caprea), Grauweide (Salix cinerea) und Ohrweide (Salix aurita).

 

Bruch­weiden (Bild 2 unten)

2. Schmalblattweiden, Arten mit lang gestreckten, schmal lanzettli­chen Blättern, die besonders unsere Flüsse begleiten.

Die typischen Arten: Bruchweide (Salix fragilis), Silberweide (Salix alba; bei uns nicht häufig, da kalkreiche Böden bevorzugend), Korbweide (Salix viminalis), Purpurweide (Salix purpurea) und Mandelweide (Salix triandra).

 

Sie sind bestens angepasst an die instabilen, oft extremen Verhält­nisse an den Ufern ungezähmter Flussläufe. So ertragen sie klaglos

- starke Wasserschwankungen

- erosives Freilegen der Wurzeln

- Überschüttung mit Sediment

- massive Verletzungen durch Eisdrift

 

Bei Hochwasser untergetaucht bieten die schmalen Blätter nur geringen Strö­mungswiderstand. Trotzdem sind abgerissene Zweige nicht verloren, sondern wachsen - sofern an geeigneter Stelle angespült - problemlos wieder an. Daher lassen sich Schmalblattweiden auch einfach und erfolgreich durch Stecklinge vermehren. Bild 5 und 6 zeigen sehr deutllich die Regenerationsfähigkeit der Bruchweiden: die Restfeuchtigkeit in den Stämmen reicht für ein Austreiben aus.  Bei den Breitblattweiden ist dies nur bedingt möglich.

 

Weiden sind aus botanischer Sicht ein exzellentes Beispiel für die Darstellung und zum Nachweis der Polarität von ausdifferenzierten Zellen: werden Weidenäste in gleich große Stücke geschnitten und in einen feuchten Raum gehängt, treiben diese leicht wieder aus, und zwar mit dem apikalen, oberen Ende nach oben treiben die Knospen Sprosse aus, und die Knospen im basalen, unteren Bereich bilden Wurzeln. Zweigstücke, umgekehrt aufgehängt, bilden am ursprünglichen basalen Ende nach oben ausgerichtet Wurzeln und die unten liegenden Knospen Sprosse. Die Polarität der herausgeschnittenen Einzelstücke bleibt somit nach dem Abtrennen von der Mutterpflanze erhalten (Bild 7 unten).

 

Die Weide als Biotop

Große Baumweiden wie die im Regnitztal verbreitete Bruchweide (Salix fragilis) beherbergen eine große Zahl an Tieren. Zu den weit über 500 Insektenarten, die an, auf, von und in der Weide leben, darunter alleine 200 Schmetterlinge, kommen noch viele Vögel und Kleinsäuger (z. B. Fledermäuse) hinzu. Nur noch die Eiche übertrifft den Tierreichtum der Baumweiden.

 

Der Weidenbohrer (Cossus cossus) und seine Raupe, die über 10 cm lang und daumendick werden kann, sind typische Bewohner. Nach mehrjähriger Entwicklung in einem Weiden­stamm macht sich die Raupe an einem Sommertag auf, um eine geeignete Stelle zum Verpuppen im Boden zu suchen. Dann sieht man die Furcht einflößenden Tiere auf Fahrradwegen und Gehsteigen herumirren. Hat unsere Raupe Glück, und wird sie nicht erschlagen oder überfahren, entwickelt sie sich im Boden zum Schmetterling, der im nächsten Jahr schlüpft. Der Falter ist nachtaktiv und sitzt tagsüber an der Weidenrinde, der er farblich angepasst ist.

Im Weihergrundstück finden sich eine Reihe von Obstbaum-Arten bzw. -Sorten (Auswahl): vgl. Gehegeplan. Es sind Hochstamm-Obstbäume von mindestens 1,8 m Stammhöhe, die einzeln, in kleinen Gruppen, in Reihen und flächenhaft ‘verstreut’ in Gärten, Wiesen und Feldern vorkommen. Unsere Obstbäume werden extensiv genutzt, d. h. Herbizide, Pflanzenschutzmittel und Dünger werden nicht angewandt. Das Obst wird teilweise am Baum oder am Boden als Futter für Singvögel, Igel, Siebenschläfer, Tagfalter, Wespen, Hornissen u. a. Tiere belassen.

  • Rhein. Winterrambur
  • Jonagold
  • Goldparmäne
  • Korn-/Klarapfel
  • Maunzen-Apfel (meist als Unterlage)
  • Kirschpflaume
  • Große Grüne Reneklode und Kirschen
  • Birne

Im Allgemeinen dienen die Früchte des Streuobstbaus vor allem der Obstverwertung (Getränke, Marmelade, Dörrobst) und dem Eigenbedarf; ein kleiner Teil wird auch als Tafelobst verkauft. Das produzierte Obst ist gesundheitlich wertvoller und wohlschmeckender als Obst aus Niederstammplantagen.

Streuobstanlagen haben viele Vorteile: Sie wirken ausgleichend auf das örtliche Klima, sie schonen Boden und Gewässer (Erosionsschutz), viele Nützlinge dienen der biologischen Schädlingsbekämpfung, und aufgrund der Arten- und Sortenvielfalt an hochstämmigen Obstbäumen stellen Streuobstanlagen ein wertvolles Genreservoir dar (Pflanzenzüchtung).

Streuobstanlagen dienen dem Biotopverbund und sind auch durch blühende Kräuter eine wichtige Bienentracht. Im Laufe der Entwicklung der Streuobstwiesen wurden diese zum (Ersatz-) Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Darunter befinden sich etliche bedrohte Tierarten (Siebenschläfer, Haselmaus, Rauhautfle-dermaus, Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals, Grünspecht, Rotkopfwürger, Braunkehlchen, Gartenrotschwanz, Schlehenzipfelfalter usw.). Die Tierarten sind entweder auf bestimmte Pflanzenarten als Wirte an­gewiesen oder finden im Boden, im Unterwuchs, an den von Flechten und Moosen überzogenen Stämmen, Ästen und Zweigen, im Totholz oder in Baumhöhlen, auf den Blättern oder auch zwischen den Zweigen des Kronenraumes ihre passende „ökologische Nische“.

Staatlich geförderte Rodungsaktionen in den siebziger Jahren (allein in Bayern verschwanden 50% aller Streuobstbäume), das Desinteresse der Landwirte (geringe Rentabilität wegen arbeitswirtschaftlicher Probleme bei der Doppelnutzung von Obst und Unterkultur, EU-Handelsnormen), die Flurbereinigung sowie Baumaß-nahmen gefährden den Streuobstbau.